Erdbeben: Frühwarnsystem für zu Hause
Wissensmagazin g-o v.24.03.2005
Rund sieben Millionen Menschen haben in den letzten 500 Jahren ihr Leben bei Erdbeben verloren. Jährlich registrieren Seismologen auf der Erde etwa 20.000 Beben. Die meisten Experten sind sich einig: Millionen von Menschen in vielen großen Metropolen dieser Erde drohen in naher Zukunft Naturkatastrophen, auf die sie nicht oder nur unzureichend vorbereitet sind. Forscher der Firma sectyelectronics haben deshalb jetzt ein elektronisches Frühwarn- und Sicherheitssystem entwickelt, das die Menschen in den gefährdeten Regionen rechtzeitig vor einem Erdbeben warnen kann.
Herzstück der neuen Technik ist die Sensorik und die Auswerteelektronik zur Erkennung, Messung und Auswertung von Erdbebenschwingungen. In enger Zusammenarbeit mit den Wissenschaftlern, ist so ein Frühwarnsystem auf Basis der P- und S-Wellendetektion entstanden, das seine Funktionsfähigkeit, in umfangreichen Tests beim GeoForschungsZentrum in Potsdam unter Beweis gestellt hat.
Erdbeben sagt: "Ich komme!"
Das Funktionsprinzip von „secty lifePatron®“ beruht auf der Tatsache, das jedes Erdbeben sagt: "Ich komme!" - und zwar durch seine P-Welle. Erdbeben erzeugen unterschiedliche seismische Wellen, Raumwellen und Oberflächenwellen. Bei den Raumwellen unterscheidet man P- und S-Wellen, bei den Oberflächenwellen Rayleigh- und Love-Wellen, benannt nach ihren Entdeckern. Die S- und Oberflächenwellen verursachen die katastrophalen Schäden nach den Naturereignissen.
Die einzelnen Wellentypen eines Erdbebens breiten sich nun mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten vom Entstehungsort aus. An einem bestimmten Punkt auf der Erde kommen sie daher nicht zur selben Zeit an, sondern je nach Entfernung in mehr oder weniger großem zeitlichen Abstand. Zuerst treffen immer die harmlosen P-Wellen ein, dann die zerstörerischen S-Wellen. Die Oberflächenwellen erscheinen als letzte. Aus der Laufzeitdifferenz zwischen den harmlosen P-Wellen und den nachfolgenden zerstörerischen S-Wellen ergibt sich die verfügbare Vorwarnzeit im Erdbebenfall.
Überlebenschance erhöht sich
Das Frühwarnsystem ist nun in der Lage die P-Wellen zu messen und zu analysieren und somit die Menschen vor den nachfolgenden schweren zerstörerischen S-Wellen optisch und akustisch zu warnen.
Die Zeitspanne zwischen dem Alarm und dem tatsächlich wahrnehmbaren, zerstörerischen Erdbeben liegt dabei oft nur bei einigen Sekunden. Sie ist abhängig von der Entfernung zwischen dem Standort des Frühwarnsystems und dem Epizentrum des Erdbebens. Die Entstehungstiefe des Bebens und die Beschaffenheit der geologischen Formationen spielen ebenfalls eine Rolle. Bei dem schweren Bolu-Erdbeben in der Türkei beispielsweise lag das Epizentrum in circa 40 Kilometer Entfernung. Die Vorwarnzeit hätte hier nach Angaben der Forscher zwölf Sekunden betragen.
Trotzdem kann diese Zeit genutzt werden, um spezielle für den Erdbebenfall aufgestellte Verhaltensmaßnahmen der Katastrophenschutzbehörden umzusetzen. So kann die Wahrscheinlichkeit, eine Erdbebenkatastrophe zu überleben, deutlich erhöht werden.
System sperrt Gas- und Wasserleitungen
Darüber hinaus ist das System mit einem modernen Energiemanagement und einer unabhängigen Notstromversorgung ausgestattet. Denn gebrochene Gas-, und Wasserleitungen sowie offen- oder freiliegende Stromquellen stellen eine zusätzliche Gefahr für Mensch und Umwelt dar. Gleiches gilt beispielsweise auch für Gebäudeeinrichtungen wie Aufzüge. Das Energiemanagement der neuen Technik sorgt für eine sofortige Abschaltung von Gasversorgungssystemen und Wasserleitungen. Aufzüge können angesteuert werden und umgehend geparkt und für die weitere Nutzung gesperrt werden.
Das Alarmsystem kann auf die Anforderungen des Kunden - vom Einfamilienhaus über Mehrfamilienhäuser, Hochhäuser, Hotels bis hin zur Industrieanlage - individuell zugeschnitten werden.
Mittlerweile hat das Türkische Standard Institut (TSE) in Ankara das neue System bereits zur Abschaltung von Gasversorgungssystemen in der Türkei zugelassen.
(sectyelectronics, 24.03.2005 - DLO)