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Thursday, 14.02.08 14:09 Uhr

Erdbebenwarnung für wenig Geld

Von: Wolfgang W. Merkel, Wissenschaftsredakteur
WELT ONLINE vom 06.02.2008

An Erdbebenvorwarnungen, die es erlauben, Menschen zu evakuieren und die gefährdete Infrastruktur zu sichern, arbeiten Forscher weltweit. Vor allem hoch gefährdete Millionenstädte wie Tokio, Los Angeles, Istanbul und Mexiko-Stadt müssten bei einem schweren Beben einen hohen Blutzoll zahlen. Doch eine Vorwarnzeit von, sagen wir, einer Stunde ist bisher Utopie geblieben.

Ein System, das, je nach Lage, 30 oder 60 Sekunden gewährt und zudem erschwinglich ist, hat eine Firma aus Castrop-Rauxel jetzt zur Serienreife gebracht: „Secty life Patron“ von Sectyelectronics kostet knapp 1500 Euro und ist somit auch für kleine Institutionen oder Eigenheimbesitzer bezahlbar. Unter den ersten Käufern war die Deutsche Welthungerhilfe, die damit Gebäude in Pakistan und Afghanistan schützt sowie ein Konsulat und ein Hotel in Istanbul. Dort ist die Bebengefahr weit größer als hierzulande, doch auch am Rhein, auf der Schwäbischen Alb und in Sachsen mag mancher Hausbesitzer überlegen, sich frühwarnen zu lassen.

Das Gerät beruht auf der Tatsache, dass die ersten vom Epizentrum aus eintreffenden Bebenwellen nicht zu spüren sind. Diese Primärwellen schwingen wie Schallwellen entlang der Ausbreitungsrichtung („Longitudinalwellen“). Messgeräte können sie erfassen. Binnen Sekundenbruchteilen, so der Hersteller, erfasst, analysiert und bewertet die Elektronik des Warngeräts die Bodenbewegungen.

Dann ist es möglich, zumindest automatisierte Sicherheitsmaßnahmen einzuleiten: Alarm auslösen, Gas- und Wasserleitungen schließen, Energiegeräte abschalten, Aufzüge anhalten, Fluchttüren öffnen, Autobrücken und Tunnel sperren und Notstromgeneratoren anwerfen. Und das eben, bevor die Sekundärwellen eintreffen. Erst diese sind zerstörerisch. Sie versetzen den Erdboden senkrecht zur Ausbreitungsrichtung („Transversalwellen“) in Schwingungen.

Für seine Entwicklung hat Firmenchef Jürgen Przybylak den Ideenpreis einer Initiative von 20 Firmen und Institutionen gewonnen, darunter die Deutsche Akademie der Technikwissenschaften.

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WELT ONLINE vom 06.02.2008